Vergeben wenn andere leiden (z.B. Massentierhaltung)

Frage

Generell macht der Punkt der Vergebung für mich Sinn WENN es um etwas geht was mir zustößt. Aber wie sieht es z.B. aus wenn Tieren Leid zugefügt wird (Massenhaltung, Tierversuche etc.)?

Sie spüren doch Leid und Schmerz und wenn ich mir sage, dass dies nicht die Realität ist, verschließe ich nicht eigentlich meine Augen und rede mir das was passiert schön? Wenn jeder so denkt, dann wird dies doch nie enden? Wir Menschen fügen doch in unserer Realität den Tieren dieses Leid zu, und sie sind die Leidtragenden ob wir uns nun der Verantwortung entziehen oder nicht.

Antwort

Das ist eine wichtige Frage, über die wohl jeder Kursschüler früher oder später stolpert. Der Schlüssel zur Antwort ist wahrscheinlich: Der Kurs spricht zu uns auf zwei Ebenen – der metaphysischen Ebene und der Ebene unserer Alltagserfahrung.

Auf der metaphysischen Ebene finden sich im Kurs Aussagen wie “Nichts wirkliches kann bedroht sein. Nichts Unwirkliches existiert.” (T-Einl.) oder auch „Es gibt keine Welt! Das ist der zentrale Gedanke, den der Kurs zu lehren versucht.” (Lektion 132.6) Auf dieser Ebene ist alles ein Traum. Es gibt in Wahrheit eben keine Welt, also auch keine Kühe und keine Menschen, und auch sonst nichts. Das ist die metaphysische Grundlage. 

Wenn du heute Nacht träumst, dass du dir dolle in den Finger schneidest, gibt es doch in Wahrheit keine Wunde. Du liegst unversehrt im Bett. Also gibt es (in Wahrheit) auch keinen Bedarf danach, dass du träumst dass ein Arzt kommt und dir ein Pflaster draufmacht. Falls du weiter träumen willst, ist es natürlich verlockender zu träumen dass der (Traum)Schmerz durch den (Traum)Arzt gelindert wird. Aber wenn du aufwachst, dann ist alles vergangen: “[so] dass nicht eine Note im Lied des HIMMELS ausgelassen wurde.” (T-26.V.5) Alles war immer in Butter. Das merken wir, wenn wir erwachen.

Auf der anderen Ebene, auf der der Kurs zu uns spricht, der Ebene des Traumes, oder unserer Alltagserfahrung, gibt es für uns diese allumfassende Erfahrung der metaphysichen Ebene nicht. Wir nehmen uns und alle anderen als Körper wahr. Was der Kurs uns lehren möchte ist aber, dass diese Wahrnehmung falsch ist. In der Welt hängen Schuld, Tod, Leid und Schmerz untrennbar mit unserer (scheinbaren) Existenz als (scheinbar) getrennte Wesen zusammen. Wir alle träumen „eine trockene und staubige Welt, wohin hungernde und dürstende Kreaturen kommen, um zu sterben.” (Ü-13.5) Es mag hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass jeder der hier ist, nicht nur die Menschen, sondern alle und alles was hier scheinbar lebt, freiwillig und absichtlich zu genau diesem Zweck hierher kommt.

Hier ist es dann einerseits wichtig, wie du auch schreibst, sich nicht mit “Kursplatitüden” die häßliche Welt schönzureden (Ich sehe das Leid, halte es für wirklich und rede mir das dann mit einem Satz aus dem Kurs schön). Andererseits ist es auch wichtig nicht zu vergessen, dass das was die Augen zeigen falsch ist: „Alles, was des Körpers Augen sehen können, ist ein Fehler, ein Wahrnehmungsirrtum […]” (T-22.III.4) 

Der Zweck dieser Täuschung besteht darin, dass wir nicht lernen, dass wir in Wahrheit nur träumen: „Die Versuchung hat eine einzige Lektion, die sie dich in allen ihren Formen lehren möchte, wo immer sie geschieht. Sie will den heiligen SOHN GOTTES davon überzeugen, dass er ein Körper ist, in das hineingeboren, was sterben muss, unfähig, dessen Gebrechlichkeit zu entrinnen, und durch das gebunden, was dieser ihn zu fühlen heißt.” (T-31.VIII.1)

Eine Falle des Ego ist es, das Leid, das mir oder anderen zugefügt wird, zu betonen, und mich so von der meiner Wahrheit und der meines Bruders abzulenken. Ich sage dann nicht mehr: Hier sind zwei heilige und geheilte Geister, die träumen offenbar etwas sehr komisches, sondern ich sage: Hier sind zwei wirkliche Wesen, ein Opfer und ein Täter, und der Täter ist schuldig und das Opfer ist unschuldig, und beide sind sehr wirklich. Das ist diese Versuchung aus dem obigen Zitat. 

Indem ich das Leid (meines oder das eines Anderen) lautstark anprangere, greife ich ihn und mich aus Sicht des Kurses letztlich an: „Es erscheint zuerst unvernünftig, gesagt zu bekommen, dass fortgesetzte Sorge Angriff ist. Sie erscheint in jeder Hinsicht wie Liebe.  Doch Liebe ohne Vertrauen ist unmöglich[…]” (H-7.4) Wenn ich daran festhalte, wie schlimm das alles ist, verhindere ich Heilung aus Sicht des Kurses, die darin besteht sich seines wahren Selbsts zu erinnern. 

Wichtig: Das bedeutet übrigens alles nicht, dass man sich nicht für Umweltschutz oder Tierwohl oder oder einsetzen “sollte” aus Sicht des Kurses. Das meint der Kurs nicht, weil er nie vom Verhalten redet. Was er rät, wäre, einen solchen Einsatz mit einem gewissen Schmunzeln vorzunehmen. Nicht so verbissen wie früher, sondern in dem sanften Wissen, dass letztlich nichts bedroht ist, und dass dieser Einsatz ein Ausdruck von Liebe und nicht von Angst sein soll.

Folge 4: “Kurs machen” – Bedeutung und Erfahrungen

‘Den Kurs machen’ – was bedeutet das eigentlich? Ist es eine Frage der Dauer, der Häufigkeit, der Menge an Lektüre oder Workshops? Wie “macht” man ihn, wann “macht” man ihn, gibt es irgendwelche Regeln oder Konventionen?
Sei es die Phrase selbst oder die Bedeutung der Phrase – auf dem ein oder anderen Weg kommt fast jeder, der das “blaue Buch” in die Hand nimmt, mit der Thematik in Berührung. Uns ging es dabei nicht anders, weshalb wir uns dachten: Lasst uns eine Folge dazu machen!
Ein kleiner Durchzug durch ausgewählte Passagen in Ein Kurs in Wundern wird dabei wie immer durch unsere eigenen Erfahrungen ergänzt und unterstrichen.
Wir wünschen viel Vergnügen mit Folge 4 von Radikal Nondual!

Empfohlene und zitierte Stellen aus Ein Kurs in Wundern in Folge 4

Übungsbuch: Einleitung.1+2+6+9; Ü-1.4:3; Ü-5; Ü-67
(Kleiner Versprecher: „Nur eine Übung pro Tag“ ist am Ende von Abschnitt 2 der Einleitung ins Übungsbuch, nicht 3, wie in der Aufnahme gesagt)

Textbuch:
T-2.IV.5; T-18.V.1, T-30.I.1:6-7

Handbuch: H-Einleitung.1-2:5; H-1.3-4:2 (Die von Felix erwähnte Stelle für die Shownotes)

Dr. Kenneth Wapnick: Taking the Ego lightly, S. 4f.

Schlusspassage: H-14.5

Musik: ‚Lightful Sun‘, ‚Full Moon‘ und ‚Portrait‘. hartwigmedia.de


Folge 3: Beruf – Erfahrungen mit dem Kurs „auf der Arbeit“

Welche Themen kitzeln im Arbeitsalltag? Wo liegen dort die Herausforderungen und Chancen? Kann und soll man den Kurs da überhaupt (ge)brauchen? Mit diesen Fragen und einigen mehr ihrer Art beschäftigen wir uns in der neuen Folge von Radikal Nondual. Mit zahlreichen persönlichen Beispielen wollen wir zeigen, wie Ein Kurs in Wundern freilich auch in diesem wichtigen Lebensbereich eine signifikante Rolle spielen und einen zu manch – vielleicht unerwarteter – Erkenntnis bringen kann. Und damit viel Vergnügen mit unserer neuen Episode!

Empfohlene und zitierte Stellen aus Ein Kurs in Wundern in Folge 3

Übungen:
Lektion 121 („Vergebung ist der Schlüssel zum Glück.“)

Textbuch:
T-3.VI.7-8, S. 48, (Das Autoritätsproblem ist die Wurzel allen Übels.)

Handbuch: H-9

Gelesene Stellen: T-26.X.4:1-3 („Versuchung sich ungerecht behandelt zu fühlen“)

Musik: ‚Lightful Sun‘, ‚Cinematic‘ und ‚Portrait‘. hartwigmedia.de


Folge 2: Über Wurzeln, Wandlungen, und Wege zu Podcastnamen

Radikal Nondual – was bedeuten die Begriffe eigentlich, wo kommen sie her? Wieso nennt man einen Podcast zu Ein Kurs in Wundern so? In Folge 2 von Radikal Nondual kommen wir über diese Ausgangspunkte auf grundsätzliche theoretische Linien des Kurses zu sprechen, deren Begriffe Lehrer wie Ken Wapnick oder Gary Renard geprägt haben. Die Praxis wird dabei natürlich nicht vergessen. Zum Beispiel, wieso die nonduale Lehre in Ein Kurs in Wundern gern mal dafür sorgt, dass wir uns anderswo nach Lösungen für unsere Probleme umschauen wollen. Wie kann man radikal nondual mit dem Moment umgehen, an dem ich beginne, an „Gott und der Welt“ zu (ver)zweifeln, weil Katastrophen, Leid oder Enttäuschungen das eigene (Er)Leben erschüttern?

Mit Einblicken in auch sehr privaten Erfahrungen können wir Euch vielleicht Ansätze aufzeigen, wie praktisch auch der theoretischste Teil des Kurses ist. Und wieso er – trotz aller Wandlungen, die die Beschäftigung mit ihm mit sich bringt – den Halt einer tiefen Wurzel verspricht. Damit nun viel Freude mit Folge 2! 

Empfohlene und zitierte Stellen aus Ein Kurs in Wundern in Folge 2

Übungen: Ü-5, Ü-34; Ü-132; Ü-169.5

Textbuch:
T-11.V.13:1 („Ego analysiert, HG akzeptiert“); T-14.II („Glücklicher Schüler“/“Happy Learner“) T-3.IV.2. („Das Bewusstsein wird zutreffend als Domäne des Ego bezeichnet.“)

Begriffsbestimmungen: B-6.3 (Begriff „zweifach(e) Funktion“, engl. „dual“; Anmerkung: In der Aufnahme versehentlich ins Textbuch 6 verschoben :))

Gary Renard, Illusion des Universums, S.61-76

Entwicklung des Vertrauens. H-4.A.6:10, 7:6

Gelesene Stellen: T-6.II6:1-4; Ü-155.1

Schluss: Gary Renard, Deine unsterbliche Realität: Wie wir durch wahre Vergebung unsere Welt neu gestalten, AMRA Verlag; ISBN-10: 3954471930, S. 309.
Hinweis: Den letzten Satz dieser Passage haben wir erneut aus dem englischen Originial ins Deutsche übertragen. In der uns vorliegenden deustchen Ausgabe wird nämlich das nonduale „you“ mit „ihr“ übersetzt („ihr seid … eins“), was den eigentlichen Sinn des Einsseins verzerrt, wo es eben nur EINS gibt, nicht mehrere. Wir haben an dieser Stelle daher das englische „you“ mit „du“ übersetzt.

Musik: ‚Lightful Sun‘, ‚Early Morning‘ und ‚Portrait‘. Hartwigmedia.de


Morgenroutine

Panorama zur Morgenroutine

Was schreibt man, um einen Blog zu eröffnen? Wie schreibt man interessant und unaufdringlich zugleich? Spontan und ungekünstelt, ohne banal zu sein? Die Antwort eines sehr lieben Menschen kommt mir da in den Sinn: „Keine Ahnung…“. Fast sokratisch.

Nun, hier meine Idee. Es geht um einen Anfang. Der Tag beginnt in der Regel mit dem Morgen. Wie viele andere auch, habe ich meine „Routine“ in den Tag zu starten. Zumindest dann, wenn die Arbeit den Takt vorgibt. Homeoffice oder nicht, Leser von Ein Kurs in Wundern oder nicht – Arbeitstage haben einen anderen Rhythmus als andere. Zumindest jetzt (unabhängig von Pandemien), zumindest für mich.

„Morgenroutine“ weiterlesen