Dieses Gedicht entstand vor einigen Jahren im Zusammenhang einer eher unglücklichen besonderen Beziehung (in diesem Fall eine „Liebesgeschichte“), wie sie wahrscheinlich jeder schon mal auf die eine oder andere Weise erlebt hat… Viel Freude damit 🙂
Der Wunsch
Es war einmal ein kleiner Wunsch.
Ein winz’ger Hauch, beinahe Nichts,
den ich zu Anfang des Gedichts
nur kurz, flugs unachtsam dachte.
Eine Idee, ganz unscheinbar,
reichlich verschwommen, sonderbar,
der Wunsch dies’ Etwas hier zu haben,
an seinen Gaben mich zu laben,
mich zu erfreuen, es zu lieben,
eines zu haben – oder sieben.
Und plötzlich – eh ich mich verseh’
Tut etwas in mir schrecklich weh:
Dies Ding, das ich so gerne hätte,
es lieget nicht in meinem Bette!
Ich habe keins, es ist nicht da,
und was ich habe – sonderbar –
das will so gern ich gar nicht haben,
es hat nicht mehr die rechten Gaben.
Und so beginnt mein Leidensweg,
auf dem nach diesem Ding ich streb.
Will es ergattern, finden, haben,
will mich an seinen Gaben laben.
Doch leider ist es wirklich Ernst:
Durch Streben du dich stets entfernst.
Das Ding der Träume – ach du je –
Es ist nicht hier. Und das tut weh.
So fang ich doll zu leiden an
Bin traurig; fröhlich dann und wann,
das Ding kommt nah, doch bleibt es fern,
stets unerreichbar wie ein Stern.
Ich kann es sehen, fühlen, schmecken
Und alles über es entdecken,
doch zu meiner großen Pein
ist es noch immer nicht ganz mein!
Ich will es haben, es beschützen,
es täglich, stündlich, ständig nützen!
Doch wie von Zauberhand geleitet
es fern von mir mir Schmerz bereitet.
Und just in meiner bitt’ren Not,
reicht Jesus mir sein saftig’ Brot:
„Du musst vergeben, kleiner Mann,
sonst tun die Dinge dir das an!“
Ich bin verschreckt, ja, ganz erschrocken:
Will er wohl auch ins Leid mich locken?
Jetzt leid’ ich hier doch schon so lange
und was er sagt, das macht mir Bange.
Verlust und Schmerz, den hab ich schon!
Jetzt hab ich’s: Ich spring vom Balkon!
Nun, da auch dieser Plan
Mich nicht ganz überzeugen kann,
beginnt in mir ein Licht zu dämmern: Vielleicht hat er ja recht!
Ein Fortschritt wäre jetzt nicht schlecht.
Zu lange leid’ ich schon des Dinges wegen –
Will nicht mehr leiden, ich will leben!
Und von diesem Wunsch beseelt
Ich eilig aufgib’ was mich quält:
Der Wunsch zu Haben ist der Fluch,
ich eigentlich den Frieden such!
Was will ich solch ein Ding nur haben?
Was nutzen seine kargen Gaben?
Nein! – Frieden will ich, Sakrament!
Hab viel zu lange schon gepennt!
Mensch, so einfach ist mein Weg
Ich einfach nur das Ding aufgeb!
Und in mir warnen tausend Stimmen
Vor lauter fürchterlichen Dingen!
Das ist doch Selbstbetrug! Verrat!
Man nachher wirklich gar nichts hat!
Und nur die Hoffnung stirbt zuletzt,
pass du bloß auf dass dich das nicht verletzt!
Doch lang genug hab ich gelitten
Bin auf des Wunsches Qual geritten
Seh’ wirklich nur den einen Weg:
Dass diesen Wunsch ich ganz aufgeb.
Und so vergib ich und vergib
Vergeb was war, vergeb was blieb,
vergeb tagein, vergeb tagaus,
seh’ meistens müd’ und traurig aus.
— Ja warum machst du diesen Scheiß?
— Ach sei doch Still, ich weiß, ich weiß.
Und nun, nach ungezählten Wochen
Kommt in mir öfters angekrochen
Ein kleines Licht, ein Stiller Segen
Und spendet Trost, und spendet Leben.
Und dann und wann – zum Beispiel heut’ –
Überkommt mich eine große Freud:
Dass um nur froh zu sein – zu leben
Ich muss nichts haben: ich kann geben!
Und denk ich dann mit Freud’ ans Ding
Ich eilig es zu Jesus bring,
damit er es für mich bewahre,
und ich höre seine klare,
unbegrenzte Liebe …
… bei der am liebsten ich stets bliebe.
So habet Dank ihr Brüder heut,
und teilet mit mir diese Freud.
Ich danke euch für das Geleit,
der Weg bisher – er war nicht weit,
bin nur sehr zögerlich gegangen
— aber: ich hab angefangen!
Und quält auch dich ein solches Ding,
so mach’s wie ich, der ich es bring,
tagein, tagaus zu Jesus hin,
und sieh doch mal wie froh ich bin.
In Liebe und Dankbarkeit,
Felix
Sehr schön gedichtet Felix! Solche Dinge kenn ich natürlich auch … da ist das vergeben am Anfang sooooo schwer, und nix scheint sich zu ändern … aber du hast natürlich recht: dranbleiben lohnt sich!
Liebe Grüße
Brigitte
Danke für die nette Nachricht, Brigitte!
Danke, Bruder, Felix! Auf deinem Gedicht lasse ich die Vergebung ruhen, und will die Sühne für mich selber annehmen; weil auch ich solch eine Lektion zu lernen hätte. Danke! Liebe Grüße Andreas.
Lieber Andreas, ja, das ist schon mal eine Harte Nuss die es da zu knacken gilt. Das Gute ist: Keine Eile, der Prozess drängt ja nicht. Und auf der anderen Seite wartet sanft: die Freiheit 🙂
… ein Schmunzeln breitet sich aus das zu einem breiten Grinser wird…
So wunderbar schön ist das Gedicht Danke
Danke, Jolanda! Das ist ja schön 🙂 Schmunzeln ist immer gut 🙂
Lieber Felix, du hast es mit deinem Gedicht sooo wunderbar beschrieben – den Weg.
Vor ca 15 Jahren wurde ich durch Chuck Spezzano auf den Kurs aufmerksam gemacht und hab mir dann das blaue Buch gekauft.
Hab es versucht, konnte aber damals nichts damit anfangen und es bekam einen Platz in meinem Bücherregal. Vor ca 8 Jahren dann, wurde ich wieder darauf aufmerksam, da in meiner Nähe „Kursabende“ angeboten wurden. Es ist „richtig“ und danke auch für eure Beiträge immer wieder. Liebe Grüße Bertha
Die Bertha, danke für deine Nachricht. Freut mich, dass dir das Gedicht und der Podcast gefällt! Bald gibts wieder „Nachschub“ 🙂
Lieber Felix
Ich habe dein Gedicht erst jetzt gesehen und gelesen. Vielen Dank dafür! Ich habe das Gefühl, das zu verstehen, was du darin ausdrückst. Ich fühle mich gerade wieder einmal heimatlos und traurig. Es hilft mir, wenn ich sehe, dass es dir auch schon so ging und dass du mit Hilfe der Vergebung darüber hinweg gekommen bist.
Auf jeden Fall bleibe ich dran und vergebe. Und eigentlich weiss ich, dass ich nie alleine bin. Da ist Jesus und da sind meine Brüder und Schwestern.
Ich bin so froh darüber, dass ich euch (Radikal Nondual) finden durfte. Und es war toll, euch in Luzern zu treffen, auch wenn ich nur einen Tag am Workshop sein konnte.
Ich schicke dir liebe Grüsse und Gedanken und eine warme, elektronische und auf jeden Fall virenfreie Umarmung!
Astrid
Liebe Astrid,
vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar. Ja, das Treffen in Luzern war wirklich total schön!
Das Gefühl hier heimatlos und traurig zu sein kenne ich nur zu gut: Irgendwie ist man zwar immer mit dabei, aber man fühlt sich doch nicht richtig zugehörig. Egal was es ist: so recht die Begeisterung für einen Geburtstagsfeier, eine Hochzeit, einen wie auch immer gearteten Erfold, oder sonst was tolles teilen kann ich nicht. Irgendwie ist es doch auch immer fad und leer. So ganz gehört man einfach nicht dazu. Sicher kennst du die Stelle aus Lektion 182, wo Jesus dieses Gefühl beschreibt.
Es mag zwar ein schwacher Trost sein bei akutem Schmerz sein, aber letztlich ist es ein sehr gutes Zeichen, sich in der Traumwelt nicht mehr zu Hause zu fühlen. Weil sie eben auch nicht unser zu Hause ist. Das heißt die Wahrheit dämmert immer mehr in uns auf, auch wenn wir sie noch nicht vollends willkommen heißen können.
Eine Stelle, die mich immer wieder aufbaut, wenn mich Einsamkeit und Trauer einholen, möchte ich gerne noch mit dir teilen:
„Wir vertrauen IHM unsere Wege an und sagen »Amen«. In Frieden werden wir auf SEINEM Weg weitergehen und IHM alle Dinge anvertrauen. […] Du gehst nicht allein. Die Engel GOTTES schweben in der Nähe und überall. SEINE LIEBE umgibt dich, und dessen sei gewiss: dass ich dich niemals ungetröstet lassen werde.” (Ü-Epilog.6)
Mit brüderlichen Grüßen, auch vollkommen virenfrei,
Felix
Lieber Felix,
dein Gedicht – auch ich hab es jetzt erst hier entdeckt – ist so herzallerliebst geschrieben, dass ich es gar nicht oft genug lesen kann. Einfach ganz wunderbar beschreibt es, wie es uns hier ergeht und dass wir einfach alles Jesus bringen können, wenn es allzu schmerzt oder einfach nur nervt. Und das von dir erwähnte Zitat aus dem Kurs, dass wir gewiss sein können, dass Jesus uns nie ungetröstet lässt, ist auch für mich ein Anker im Sturm, die ich als einzigste Stelle im gesamten Kurs auf Anhieb finde 🙂
Ganz lieben Dank auch mal an dieser Stelle für eure wundervollen Folgen, die allesamt einzigartig stets ein Hihlghlight für mich sind.
Herzliche Grüße an euch alle drei.
Katrin
Einfach nur „DANKE“ 🙂
Lieber Felix. Heute habe ich erst dein tröstliches Gedicht entdeckt. In dem Prozess nicht allein zu sein, ihn mit dir und mit allen Brüdern und Schwestern teilen zu dürfen und Jesus in unserer Mitte, gibt so viel Kraft für die Vergebung auf dem Weg nach Hause. Ich danke dir von Herzen in geistiger Verbindung. Christine
Hey Christine, danke für die liebe Rückmeldung. Genau, wir sind nicht allein, nicht mal in der Form 🙂 Ganz liebe Grüße, Felix